Glasfaser Internet - FTTH Technologie
Internet über Glasfaserkabel - die schnellste und zukunftssicherste Technologie
📋 Inhaltsverzeichnis
🔧 Grundlagen
🏗️ Netzarchitektur
⚡ Technik & Performance
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Was ist Glasfaser-Internet?
Glasfaser-Internet nutzt Lichtsignale zur Datenübertragung über ultradünne Glasfasern. Diese Technologie ermöglicht die höchsten Geschwindigkeiten und ist die zukunftssicherste Lösung für Breitband-Internet.
Im Gegensatz zu DSL und Kabel-Internet gibt es bei Glasfaser keine Geschwindigkeitsbegrenzungen durch die Leitungslänge oder geteilte Bandbreite. Jeder Haushalt erhält eine eigene Glasfaserleitung.
Technische Details
- • Kabeltyp: Glasfaserkabel (G.657)
- • Wellenlänge: 1310 nm / 1550 nm
- • Modulation: WDM (Wavelength Division Multiplexing)
- • Anschluss: SC/APC-Stecker
AON vs. PON - Die beiden Glasfaser-Architekturen
AON - Active Optical Network
In einem aktiven Optischen Netzwerk (AON) erhält jeder Kunde eine eigene dedizierte Glasfaserleitung bis zum PoP. Jede Leitung wird durch aktive Komponenten einzeln verwaltet. Dies ist für die Kunden vorteilhaft, auf Providerseite allerdings mit hohen Kosten verbunden.
Vorteile:
- • Maximale Bandbreite pro Kunde
- • Keine geteilte Bandbreite
- • Einfache Fehlerdiagnose
- • Höchste Sicherheit
Nachteile:
- • Sehr hohe Kosten
- • Hoher Verkabelungsaufwand
- • erhöhter Stromverbrauch der aktiven Komponenten
- • wird Herstellerseitig kaum noch angeboten
PON - Passive Optical Network
In einem passiven Optischen Netzwerk (PON) teilen sich mehrere Kunden eine gemeinsame Glasfaserleitung. Die Aufteilung erfolgt meist im Netzverteiler (NVT) durch passive optische Splitter (Verhältnis zumeist 1:32). Von dort ist dann nur noch eine einzelne Faser bis zum PoP notwendig.
Vorteile:
- • Kostengünstiger Ausbau
- • Weniger Verkabelung erforderlich
- • Kein Stromverbrauch im passiven Netz
- • Einfache Wartung
Nachteile:
- • Geteilte Bandbreite
- • Komplexere Fehlerdiagnose
- • Sicherheitsrisiken durch geteiltes Medium
- • eine fehlerhafte Faser stört alle Kunden
Praktischer Vergleich
AON - Typisch für:
- • Geschäftskunden
- • Rechenzentren
- • Hochleistungsanwendungen
- • Staatliche geförderter Breitbandausbau
PON - Typisch für:
- • Privathaushalte
- • Wohngebiete
- • Massenmarkt
- • Kosteneffizienter Eigenwirtschaftlicher Ausbau
PON-Varianten im Detail
GPON
Gigabit PON - aktueller Standard in Europa mit hoher Effizienz und asymmetrischer Bandbreite.
Download*: bis 2.500 Mbit/s
Upload: bis 1.250 Mbit/s
Status: aktuellerEuropa Standard
XG-PON
10 Gigabit PON - erste Next-Generation PON mit asymmetrischer Bandbreite.
Download*: bis 10.000 Mbit/s
Upload: bis 2.500 Mbit/s
Status:kaum verbreitet
XGS-PON
10 Gigabit Symmetric PON - symmetrische 10 Gbit/s für zukünftige Anforderungen.
Download*: bis 10.000 Mbit/s
Upload: bis 10.000 Mbit/s
Status:Verbreitung nimmt zu
25GS-PON
25 Gigabit Symmetric PON - neueste Generation mit extrem hohen Geschwindigkeiten.
Download*: bis 25.000 Mbit/s
Upload: bis 25.000 Mbit/s
Status: aktuell in Entwicklung
Technische Details
Wellenlängen:
- • 1490 nm: Download (Downstream)
- • 1310 nm: Upload (Upstream)
- • 1550 nm: Video/Overlay (optional)
Splitter-Verhältnisse:
- • 1:32: 32 Kunden pro Glasfaser
- • 1:64: 64 Kunden pro Glasfaser
- • 1:128: Bis zu 128 Kunden (selten)
FTTH-Varianten im Überblick
FTTH
Fiber to the Home - Glasfaser bis in jede Wohnung. Zukunftssicher, hohe Bandbreiten und nicht anfällig für Störungen.
Geschwindigkeit: bis 10.000 Mbit/s
Verfügbarkeit: niedrig
Kosten: Sehr hoch
Status: Ausbau aktuell überall geplant
FTTB
Fiber to the Building - Glasfaser bis ins Gebäude. Aktive Technik (DSLAM/Medienwandler) im Keller, weiterverteilung bis in die Wohung per Kupferkabel.
Geschwindigkeit: bis 250 Mbit/s
Verfügbarkeit: niedrig
Kosten: hoch
Status: wird kaum genutzt / Nischenprodukt
FTTC
Fiber to the Curb - Glasfaser bis zum Verteiler. Von dort aus wird die Verbindung über die bestehende Kupferleitung zum Kunden hergestellt.
Geschwindigkeit: bis 250 Mbit/s
Verfügbarkeit: Sehr hoch
Kosten: Niedrig
Status: De-Facto Standard, fast vollständig verfügbar
Wie funktioniert Glasfaser-Internet?
Der Übertragungsweg
- 1ONT: Optical Network Terminal wandelt Lichtsignale um
- 2Glasfaserkabel: Überträgt Lichtsignale mit Lichtgeschwindigkeit
- 3OLT: Optical Line Terminal verarbeitet die Signale
- 4Backbone: Weiterleitung ins weltweite Netz
Technische Details
✅ Vorteile von Glasfaser-Internet
- ✓Höchste Geschwindigkeiten: Bis zu 10.000 Mbit/s möglich
- ✓Symmetrische Bandbreite: Upload = Download
- ✓Niedrige Latenz: Minimale Verzögerung
- ✓Zukunftssicher: Nahezu unbegrenzte Erweiterbarkeit
- ✓Störungsfrei: Unempfindlich gegen elektromagnetische Störungen
- ✓Entfernungsunabhängig: Keine Geschwindigkeitsverluste
❌ Nachteile von Glasfaser-Internet
- ✗Begrenzte Verfügbarkeit: Noch nicht überall verfügbar
- ✗Höhere Kosten: Teurer als DSL und Kabel
- ✗Installationsaufwand: Aufwändiger Anschluss
- ✗Wartung: Spezialisierte Techniker und Geräte erforderlich
- ✗Empfindlichkeit: Kabelbruch kann Verbindung unterbrechen
Zukunft von Glasfaser-Internet
Ausbaupläne
Die Bundesregierung hat das Ziel ausgegeben, bis 2030 flächendeckend Glasfaser-Internet in Deutschland verfügbar zu machen. Der Ausbau wird massiv vorangetrieben.
Derzeit tobt in Deutschland allerdings ein regelrechter Wettlauf der Netzbetreiber um den Ausbau von Glasfasernetzen. Dieses Vorgehen, das oft als "Goldgräberstimmung" bezeichnet wird, hat strategische Gründe, die auf die langfristige Sicherung von Marktanteilen und Rentabilität abzielen. Im Kern versuchen die Unternehmen, sich möglichst große Gebiete exklusiv zu erschließen, bevor ein Konkurrent dies tut.
Der entscheidende Faktor ist die hohe Investitionssumme, die für den Glasfaserausbau notwendig ist. Die Verlegung der Leerrohre und Glasfaserkabel, insbesondere die Tiefbauarbeiten, verschlingt enorme Kosten. Hat ein Unternehmen ein Gebiet erst einmal erschlossen, ist es für Wettbewerber wirtschaftlich kaum noch sinnvoll, ein paralleles Netz in derselben Straße zu errichten. Die Kosten für einen solchen "Überbau" wären immens und die potenzielle Kundenzahl müsste geteilt werden, was die Amortisierung der Investition in weite Ferne rücken lässt. Der erste Anbieter in einem Gebiet sichert sich also quasi ein lokales Monopol auf die physische Infrastruktur. Selbst wenn er später verpflichtet wird, sein Netz für andere Dienstanbieter zu öffnen ("Open Access"), behält er als Eigentümer der Infrastruktur die Kontrolle und profitiert von den Durchleitungsgebühren.